Jahresbericht 2002

Jahreswirtschaftsbericht 2002 über den Historischen Hauberg Fellinghausen

Inhalt

  1. Haubergsversammlung
  2. Haubergsteilung
  3. Räumen und Schanzenmachen
  4. Lohschälen
  5. Hacken und Brennen, Saat
  6. Getreideernte
  7. Nachpflanzen
  8. Gattern
  9. Meiler
  10. Latèneofen
  11. Öffentlichkeitsarbeit
  12. Sonstiges

Haubergsversammlung

Die Haubergsversammlung fand in diesem Jahr sehr spät, am 1.2.2002, statt. Der Grund waren anstehende Grundstücksverträge im Zusammenhang mit dem HTS-Weiterbau. Die erforderlichen Vorklärungen nahmen einige Zeit in Anspruch, sodass die notwendige Zustimmung der Genossenschaftsversammlung erst Anfang Februar herbeigeführt werden konnte.

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Haubergsteilung

Am 5.2.02 nachmittags fand das Haubergsteilen durch den Vorstand der WG bei Temperaturen um 8°C statt, nachdem auf der Jahresversammlung die Zuteilungsansprüche der Genossen abgeklärt worden waren.

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Räumen und Schanzenmachen

Das Räumen begann am 7.2. 2002 bei Temperaturen um 4°C. Die letzte Schanze wurde um den 10.4. 2002 gemacht. Insgesamt wurden 391 Schanzen angefertigt. Sie wurden überwiegend (271) an die Bäckerei Nies in Helberhausen verkauft, der Rest an Heimat- und Backesvereine sowie an die Stadt Kreuztal (Ferienspiele, s.d.)

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Lohschälen

Bis 6. Mai herrschten noch kühle Temperaturen von 7 bis 12 °C. Mit dem Anstieg der Temperaturen ab 7.5.2002 auf 19 bis 23 °C begann auch das Lohschälen. Am 24.5. waren alle Jähne geschält, am 27.5. war alle Lohe abgenommen und gebündelt. Von 170 Schälstangen wurden diesmal 410 kg Lohe geerntet, d.h., im Durchschnitt je Stange 2,4 kg. Die gesamte Lohe wurde an die Rotgerberei Rendenbach in Trier abgegeben.

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Hacken, Brennen, Saat

Das Fräsen der Buchweizen-Teilfläche fand in der ersten Juni-Hälfte statt, ebenso die Buchweizensaat.
Die Roggenfläche wurde am 15.8.2002 gefräst.
Am 16. August fand das erste Brasenklopfen bei Temperaturen um 23 °C statt, am 19.8.2002 das zweite Brasenklopfen (24 °C) und am 20.8. 2002 das Brasenbrennen mit 35 Haubergsfeuern.
Am 22.8. wurde die Asche zerworfen.
Roggensaat und anschließendes Abschlusstreffen der „Aktiven“ in der Hütte Herling fanden am 6.9.02 statt. Der Roggen ist sehr gut aufgelaufen.

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Getreideernte

Das erste Kornschneiden mit Kindern der Kreuztaler Ferienspiele (s. Öffentlichkeitsarbeit) wurde am 12.8. durchgeführt. Es entstanden 4 Ritter und ein Dreibock. Der größte Teil der Roggenfläche ist am 14.8. bei 19 °C geschnitten und zu 13 Rittern aufgestellt worden. Die Ritter, ausgenommen die von den Kindern errichteten, wurden wieder an Kirchengemeinden, Schulen und Vereine sowie an das Freilicht-Museum in Hagen abgegeben.
Der Roggen hatte 2002 eine Halmlänge von durchschnittlich 115 cm und durchschnittlich 7 cm lange Ähren mit je durchschnittlich 40 Körnern = 1,22 g Körner je Ähre bei einem durchschnittlichen Gewicht je Korn von ca. 30 mg.
Der Buchweizen hatte gute Entwicklungsmöglichkeiten und konnte weitgehend ausreifen, zumal der erste Frost erst im Dezember auftrat.
Am 19.9. 2002 erbrachte die Ernte von 20 m² Probefläche bei einem Reifegrad von 80 % und das sofort anschließende Dresche im Sack (bei einer Ausbeute von schätzungsweise 75 % 2200 g Körner, das entspricht 1100 kg/ha. Der Gewichtsverlust durch Reinigen (Entfernen von Blüten- und Blattresten, kleinen Steinchen etc. betrug ca. 10 %. Eine der Dorstener Mühle eingesandte Körnerprobe aus dieser Teilernte wurde dort als schäluntauglich befunden, weil die Körner zu klein und zu feucht seien und die Probe noch zu viele Verunreinigungen aufwies. Das Ergebnis ist, dass auch 2002 keine weitere Ernte von Buchweizen stattfinden konnte.

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Nachpflanzen

Auch im Jahre 2002 wurde der vorjährige Haubergschlag (2001) mit 1000 Traubeneichen im Verband von ca. 3 x 3 m überpflanzt, um der Überalterung der Stöcke entgegenzuwirken.

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Gattern

Der Haubergsschlag 2002 ist zur Verhütung von Wildverbiss bereits bald nach dem Räumen und Schälen (Mitte Juni ) gegattert worden. Als Ausgleich wurden alte Gatter entfernt und die betreffenden Flächen wieder für das Wild freigegeben.

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Meiler

Der Meiler 2002 wurde am Mittwoch nach Pfingsten (22.5.)mit rd. 11,5 rm (etwa 6400 kg) Haubergsholz mit 4 Helfern errichtet, am 23. 5 morgens angezündet und nach einer Brenndauer von 7 Tagen zuzüglich 2 Tage Abkühlungszeit am 1. Juni mit 8 Helfern geöffnet. Die Verkohlung war bis auf wenige Resthölzer gelungen. Es wurden 1240 kg Holzkohle geerntet. Das entspricht einer Gewichtsausbeute von 19,4 %, die nahe am Idealwert von 20 % liegt. Die gesamte Holzkohle wurde in kurzer Zeit als Grillkohle verkauft. Auch 2003 soll ein Meiler errichtet werden, und zwar wieder in der Woche nach Pfingsten.

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Latèneofen

Im Latèneofen wurden 2002 zwei Verhüttungsversuche unternommen. Der erste Versuch fand am 15. und 16. Mai 2002 statt und war ein Fehlschlag. Die Versuchsbedingungen waren äußerst ungünstig: Feuchter Ofen, feuchte und zu feinkörnige Kohle und zu feinkörniges Erz bewirkten, dass der Ofen die für eine Reduktions-Reaktion erforderliche Temperatur um 1000 bis 1100 °C nur sporadisch und kleinörtlich erreichte. Das eingesetzte Erz war beim Ende des Versuchs äußerlich kaum verändert.

Am 24. und 25. Juli fand ein weiterer Versuch statt, bei dem im eigentlichen Verhüttungsvorgang 64 kg Holzkohle , 36 kg Erz und 2,7 kg Quarzsand eingesetzt wurden (Gewichtsverhältnis 100 : 56 : 4).
Holzkohle und Erz waren durch Absieben des Feinstmaterials vorgereinigt worden. Außerdem war der Ofen am 24. 7. gründlich vorgeheizt und eine Aschesperre mit Ziegeln angelegt worden, um eine Verstopfung der Luftkanäle durch Asche zu verhindern.

Diesmal wurden angemessene Temperaturen von 800 bis 1200 °C erreicht und längerfristig in größeren Ofenbereichen aufrechterhalten. Die Öffnung des Ofens am 26.7. morgens erbrachte mehrere Luppenstücke von 31 kg Gesamtgewicht. Die spektrographische Analyse der Luppe ergab, dass, ähnlich wie beim allerersten Versuch, feinst verteilte, in Schlacke eingebettete Teilchen metallischen Eisens vorliegen, die sich bisher nicht vergrößern, verdichten oder isolieren ließen.

Immerhin haben die Ergebnisse dieses vorläufig letzten Versuchs und ihr Vergleich mit früheren Ergebnissen anderer Versuchsansteller gezeigt, dass die Fellinghäuser Ergebnisse sich nicht grundsätzlich von anderen Ergebnissen unterscheiden. Zugleich ergibt sich aber die Notwendigkeit, durch weitere Verbesserungen der Versuchsbedingungen und ggf Nachschaltung eines „Frischevorganges“ zu angemesseneren Ausbeuten metallischen Eisens zu gelangen. Deshalb soll im Zeitraum 14. -19. Juli 2003 ein erneuter Versuch stattfinden. Parallel dazu sollen Luppenreste aus bisherigen Verhüttungen zu einem Versuch benutzt werden, durch erneutes Aufschmelzen mit viel Holzkohle doch noch metallisches Eisen in angemessener Konzentration zu erzielen.

Am Ofen wurden im Herbst 2002 Unterhaltungsarbeiten durchgeführt. Insbesondere wurden die flankierenden Böschungen mit schweren Bruchsteinen befestigt, um das ständige Nachrutschen zu unterbinden, durch welches der Ofen sonst gefährdet wäre.

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Öffentlichkeitsarbeit

  1. Führungen

    Nach der anliegenden Statistik des FA Hilchenbach wurden im Berichtsjahr 1236 Personen in 54 Gruppen im Hauberg geführt.
    Das bedeutet eine Steigerung um mehr als 9% gegenüber dem Vorjahr. An der geführten Personenzahl war das FA Hilchenbach zu 64 % mit 3 Führern, das FA Siegen zu 36 % mit 4 Führern beteiligt.
    Bei den geführten Gruppen entfielen 40,4 % der Personen auf Grundschulklassen, 8,5% auf Kindergärten, 2,1% auf Gymnasien und 5,6 % auf Studenten, d.h., insgesamt 56,6 % auf junge Menschen, der Rest auf Heimatvereine (7,5%), Naturschutzgruppen (2,7%), sonstige Gruppen (29,7%) und Ferienspiele (3,3%).

  2. nicht organisierte Besuche

    Die Zahl der nicht offiziell registrierten Besucher von Hauberg, Meiler und Latèneofen kann wiederum nur geschätzt werden. Sie dürfte die Größenordnung von 1200 Personen haben, sodass die Jahres-Besucherzahl einen neuen Rekord von rund 2400 Personen aufweist.

  3. Faltblattserie

    Die Faltblatt-Serie "Aspekte des Historischen Haubergs Fellinghausen" wurde mit erheblicher Förderung durch die NRW-Stiftung mit einem neuen Faltblatt "Aus Holz wird Kohle" fortgesetzt. Kurz vor dem Meilerbau konnten 5000 Exemplare dieses neuen Faltblattes ausgeliefert werden. Es erfreut sich großer Beliebtheit bei den Haubergsbesuchern.

    Das inzwischen fast vergriffene Faltblatt zur Latèneverhüttung konnte mittlerweile mit Mitteln der Stadt Kreuztal und der NRW-Stiftung in einer Auflage von 10000 Stück nachgedruckt werden.

  4. Erläuterungstafel Latèneofen

    Die Arbeiten an der Erläuterungstafel zum Latèneofen konnten abgeschlossen werden. Zur Zeit der Kornernte wurde die eigentliche Tafel ausgeliefert. In den Wochen danach ist das Tragegestell aus Holz erstellt und die gesamte Tafel am 16.9.2002 dicht beim Ofen (nördlich davon) aufgestellt worden.
    Herstellung von Tafel und Holzgestell wurden wiederum von der NRW-Stiftung gefördert.

  5. Kreuztaler Ferienspiele

    Die erste Teilnahme des AK Historischer Hauberg Fellinghausen an den Kreuztaler Ferienspielen 2001 hatte offenbar bei den beteiligten Schülern wie auch bei den maßgeblichen Vertretern der Stadt Kreuztal Anklang gefunden. Am 2.3.02 fand ein Empfang aller Ferienspiel-Beteiligter durch den Bürgermeister der Stadt Kreuztal in der Weißen Villa in Dreslers Park statt. Das bei dieser Gelegenheit geäußerte Angebot des AK, erneut bei den Ferienspielen mitzuwirken, wurde dankbar angenommen und wie folgt umgesetzt:

     

    Am 12.8. haben 18 Kinder im Alter zwischen 8 und 14 Jahren im Hauberg Korn mit der Sichel geschnitten und aus dem geschnittenen Korn 4 Ritter und einen Dreibock erstellt.

    Am 14.8. waren 23 Kinder beteiligt, als nach einem Geländespiel die Kornritter vom 12.8. aufgelöst und die Garben in Jutesäcken mit Haselstecken als Dreschflegel gedroschen wurden. Das Ergebnis waren 25 kg Körner.

    Am nächsten Tag durften 23 Kinder mit einem Bus zur Nenkersdorfer Mühle fahren und sich von Müllermeister Weber den Mahlvorgang in einer historischen Wassermühle erklären lassen.
    Anschließend wurde das im Vorjahr von den Kindern gedroschene Korn sowie eine weitere Partie zugekauften Korns gemahlen, bevor nach einem Imbiss die Heimreise angetreten wurde.

    Den Höhepunkt und Abschluss der Haubergs-Ferienspiele mit 24 beteiligten Kindern bildete das Brotbacken im Backhaus der Familie Müller in Mittelhees. Das Backhaus war mit 12 Schanzen aus dem Fellinghäuser Hauberg geheizt worden. Die Brotlaibe hatte Bäcker Fischer aus Kredenbach geliefert.

  6. Diavortrag Hauberg

    In einer Reihe heimatkundlicher Informationsveranstaltungen der Stadt Kreuztal fand am 20.3.02 in der weißen Villa vor 63 Gästen ein Dia-Vortrag zum Thema "Ursprung, Wesen und Zukunft des Haubergs" statt.

  7. Internationale Beachtung

    Am 5. Mai 2002 besuchte Mr. Chad Holtzklaw den Historischen Hauberg. Mr. Holtzklaw kommt aus North-Carolina und ist Nachkomme eines der Auswanderer, die das Siegerland im Jahr 1712 verließen und in Virginia in Nordamerika eine neue Heimat fanden.

    Mr. Holtzklaw interessiert sich für alles, was die Lebensumstände seiner europäischen Vorfahren deutlich macht, insoweit auch für die Haubergswirtschaft. Er hat inzwischen auch einen Aufsatz über den Siegerländer Hauberg und seine Erfahrungen dazu im Siegerland verfasst und in der Vereinszeitung des amerikanischen Vereins der Nachfahren der damaligen Auswanderer veröffentlicht. Der Titel: The hauberg - the heart of the Siegerland

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Sonstiges

    1. Unter Anleitung des Instituts für Landschaftsökologie der Universität Münster hat Herr Stefan Bussemas im Rahmen seiner Diplomarbeit u.a. im Historischen Hauberg (Auf dem Höchsten) Untersuchungen zu der Frage angestellt, weshalb in Haubergsböden regelmäßig mächtigere Humusstoff-Horizonte festgestellt werden als unter Hochwald auf vergleichbaren Standorten. Die inzwischen abgeschlossene Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass die häufige Bodenfreilage im Hauberg (mit jedem Umtrieb, also ca. alle 20 Jahre) zu einer Begünstigung der Wühltiere (Mäuse, Insekten, Regenwürmer etc.) und zur Förderung der Durchwurzelung des Bodens durch Kräuter und v.a. Gräser führt.

      Hierdurch kommt es zur Bildung von Wurzelmasse in tiefern Bodenschichten bzw. zur Verlagerung von organischen Stoffen (Streu etc.) in die Mineralboden-Horizonte. Ein ausgesprochen mächtiger Humusstoff-Horizont im obersten Mineralboden ist die Folge. Die Kohlenstoff- und Stickstoff-Vorräte in Haubergsböden sind allerdings vorübergehend geringer als in Hochwald-Böden. Da dieser Mangel im Laufe der Umtriebszeit wieder ausgeglichen wird, kann von einem Boden-Raubbau durch Haubergswirtschaft nicht die Rede sein; die Haubergswirtschaft war also auch in Bezug auf Bodenpflege ein nachhaltiges System der Waldnutzung.

    2. Eine weitere Diplomarbeit zum Thema "Waldgeschichte des Siegerlandes seit der letzten Eiszeit bis zur Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung des Grundsatzes der Nachhaltigkeit der Waldnutzungen" ist von einem Lehramtsstudenten an der Uni Köln (Volker Weissenberg) begonnen worden.

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