Jahresbericht 2001

Jahreswirtschaftsbericht 2001 über den Historischen Hauberg Fellinghausen

Inhalt

  1. Haubergsteilung
  2. Räumen und Schanzenmachen
  3. Lohschälen
  4. Hacken und Brennen, Saat
  5. Getreideernte
  6. Nachpflanzen
  7. Gattern
  8. Meiler
  9. Latèneofen
  10. Öffentlichkeitsarbeit
  11. Sonstiges

1. Haubergsteilung

Bei Temperaturen knapp über 0°C fand am 10.1.2001 ab 14 Uhr 30 das diesjährige Haubergsteilen statt.

3. Lohschälen

Bei Temperaturen um 23°C begann am 11.5. 01 das Lohschälen. Die meiste Lohe wurde um den 16.5. geschält.

150 Schälstangen ergaben 415 kg Lohe. Eine kleine Lohbürde ging an das Siegerland-Museum, der Rest an die Gerberei Rendenbach in Trier.

4. Hacken und Brennen, Saat

Das erste Fräsen fand am 16.6.01 statt. Unmittelbar danach wurde ohne weitere Bodenbearbeitung Buchweizen (Heidlof) gesät. Der Buchweizen entwickelte sich, vermutlich wegen Feuchtigkeitsmangel, nicht so kräftig wie in den Vorjahren. Besonders im Bereich der Wurzelteller um die Überhälter waren die Pflanzen nur schwach entwickelt.

Das Fräsen der 2. Hälfte des Historischen Haubergsschlages (Kornfläche) geschah am 20.8.2001.
Am 21.,22. und 23. August wurden Brasen geklopft und am 24. 8. Brasen gebrannt.
Am 27. 8. haben Kurt Becker und Arnold Schneider die Asche der Brasenfeuer zerworfen.
Am 8.9. 2001 soll die diesjährige Kornsaat stattfinden.

5. Getreideernte

Die Buchweizen-Ernte konnte wieder nicht durchgeführt werden (Gründe s. Vorjahresbericht).
Die Kornernte musste wegen regnerischen Wetters mehrfach verschoben werden. Am 10.8. wurden die ersten 2 Ritter mit je 10 Garben im Rahmen der Kreuztaler Ferienspiele geschnitten. Es nahmen 12 Kinder teil.
Am 13.8. wurde der Rest des Korns bei hervorragendem Wetter geschnitten und zu 7 Rittern mit je 11 Garben verarbeitet. Am 14. 8. 2001 wurden die am 10.8. hergestellten Ritter in Jutesäcken, wiederum im Rahmen der Kreuztaler Ferienspiele, von 13 Kindern mit Haselstöcken gedroschen. Das Ergebnis waren 9,5 kg Körner.

Die Reinigung des Druschgutes mit einem Windsieb (Fäjwann) misslang, weil kein Wind wehte. Am 15.8. haben 14 Kinder aus Kreuztal am Meilerplatz Stockbrot aus Roggen-Sauerteig gebacken, welcher aus Haubergskorn von 1999 hergestellt worden war.
7 Haubergsritter wurden komplett und kostenlos für Dekorations- und Anschauungszwecke an Kirchen, Vereine etc. abgegeben.

6. Nachpflanzen

Die traditionelle Ergänzung der Stockausschläge mit Kernwüchsen fand auf der Haubergsfläche 2000 im April statt, indem die Fa. Balzer dort 1000 Traubeneichen pflanzte. Dieses Nachpflanzen ist erforderlich, um der Alterung der Eichenwurzeln entgegenzuwirken.

7. Gattern

Die Gatterung des Haubergsschlages 2001 ist Anfang Juni vorgenommen worden. Gründe dafür s. Vorjahresbericht.

8. Meiler

Am 6. Juni 2001 (Mittwoch nach Pfingsten) bauten die Köhler wieder einen Meiler aus rd. 12 rm Haubergsholz.
Die Verkohlung war in diesem Jahr dadurch etwas beeinträchtigt, dass kein Schachtdeckel verwendet wurde und deshalb relativ viel Erde in den Schacht gefallen ist. Immerhin ergab die Öffnung des Meilers am Samstag, d. 16. 6. noch 1280 kg Holzkohle; das entspricht einer Gewichtsausbeute von 21,8 % (bei Veranschlagung einer Umrechnungszahl rm/m³ von 0,7 und bei einem spezifischen Gewicht des trockenen Holzes von 700 kg/m³).

Mit dem Ergebnis kann die Köhlergruppe sehr zufrieden sein.

300 kg der diesjährigen Holzkohle-Ernte waren für den Betrieb des Latèneofens bestimmt; der Rest wurde für Grillzwecke verkauft.

9. Latèneofen

Nach dem wenig erfolgreichen Verhüttungsversuch 2000 hat in diesem Jahr ein neuer Versuch mit großzügiger finanzieller Förderung durch die Stadt Kreuztal stattgefunden. Die Öffentlichkeit war diesmal nicht besonders aufmerksam gemacht worden, damit der Versuch möglichst frei von Störungen durchgeführt werden konnte.

Vorbereitungen und Planungen für den neuen Versuch begannen bereits im Herbst 2000. Eine Gruppe von Hütten- und Energiefachleuten sowie Chemikern ermittelte die Schwachstellen des vorjährigen Versuches:

  • Wenig gehaltvolles und uneinheitliches Erz
  • feuchte Holzkohle,
  • fehlender Lehmanteil in der Ofenwand,
  • zu weiter Ofen-Querschnitt im unteren Teil
  • zu starker Sauerstoff-Zutritt zum Ofen.

Schritte zur Beseitigung der Mängel bzw. zur Besserung der Bedingungen waren:

  • a) Beschaffung gehaltvollen Erzes von rd. 60% Fe-Gehalt aus Niederschelden
  • b) Beschaffung und Verwendung trockener Holzkohle
  • c) Auskleiden der Ofen-Innenwand mit Lehm aus der Numbach (Kanalarbeiten) am 14.5.2001
  • d) Verengung des unteren Ofenteils am 18.5.
  • e) Beschaffung eines Eisen-Deckels zum Verschließen der Ofengicht (zur Verhinderung von Sauerstoff-Diffusion von oben)
  • f) Vorfertigung eines Düsenziegels, welcher schnell in das Windloch des Ofens eingefügt werden konnte und den Zutritt übermäßiger Sauerstoffmengen verhindern sollte.

Am 23.7. nachmittags wurden 43,5 kg Eisenerz (Brauneisen) auf offenem Holzfeuer geröstet. Die Temperatur im Innern des Feuers betrug 775 °C. Das Gewicht des gerösteten Erzes wurde mit 32 kg ermittelt; somit ist durch das Rösten ein Gewichtsverlust von rd. 26 % eingetreten. Nach dem Rösten ließen sich die Erzbrocken relativ leicht auf Walnussgröße zerkleinern.
Am 24.7. ab 6 Uhr 45 wurde zunächst ein kräftiges Holzfeuer im Ofen entfacht, mit Holzkohle gefüttert und die Temperatur langsam auf 750 bis 800 °C gesteigert.

Um 9 Uhr wurde die Windöffnung mit dem Düsenziegel bis auf ein ca. 50 mm weites Düsenloch verschlossen.

Ab 9 Uhr 05 wurden zweimal Holzkohle-Erz-Gemische von insgesamt 12 kg Holzkohle und 8,4 kg Erz, ab 11 Uhr nacheinander Holzkohle und Erz in insgesamt 7 Portionen ergänzt, sodass gegen 14 Uhr insgesamt 30 kg Holzkohle (abgesehen von 20 kg Anheiz-Holzkohle) und 20,3 kg Erz eingefüllt waren. Außerdem wurden in 9 Portionen insgesamt 1500 g SiO2 (feiner Quarzsand) beigegeben.
Während des Verhüttungsprozesses wurden die Ofentemperaturen mit mehreren Messinstrumenten laufend kontrolliert. Sie betrugen zwischen 700 und 1120°C. Außerdem wurden die Gaskonzentrationen von Kohlenmonoxid und Kohlendioxid in der sogenannten Reaktionszone laufend kontrolliert. Die Messungen ergaben sehr günstige Verhältnisse, nämlich i.a. weniger als 3% CO2 und zwischen 16 und 31% CO. Das bedeutet, dass am Reaktionsort Sauerstoff-Mangel herrschte und CO im Überschuss vorlag, wodurch die Reduktion des Eisenoxids möglich gewesen sein müsste. Auch die blassblauen Flammen an der Gichtöffnung zeigten die Verbrennung von Kohlenmonoxid und damit einen Überschuss dieses Stoffes im Innern des Ofens an.

Um 15 Uhr 50 wurde die Ofenbrust durch Entfernen des Düsenziegels geöffnet und bis 16 Uhr 40 wurden mehrere Luppenstücke im Gesamtgewicht von 17 kg herausgezogen, die von viel glühender Holzkohle umgeben waren.

Einige der Luppenstücke waren unerwartet schwer, andere überraschend leicht. Es hatte offenbar eine gewisse Trennung von Schlacke und Eisen stattgefunden, allerdings nur unvollständig. Immerhin wurden aus einem faustgroßen Luppenstück mehrere erbsengroße Eisenteilchen von insgesamt 10 g isoliert, die verformbar, also schmiedbar, waren.

Eine genaue Analyse der Luppenmasse steht noch aus, sodaß das Gesamtergebnis des zweiten Verhüttungsversuches noch nicht bekannt ist. Vorläufig kann jedoch gesagt werden, dass man mit dem 2. Versuch etwas näher an ein praktikables Verhüttungsverfahren herangekommen ist, wie es von den Kelten angewendet worden sein könnte. Welche Mängel jetzt noch vorliegen, wird das endgültige Untersuchungsergebnis der Luppenstücke zeigen. Bei einem neuen Versuch, der im Herbst 2001 oder im Frühjahr 2002 - diesmal wieder unter Beteiligung der Öffentlichkeit - geplant ist, sollen die Bedingungen weiter verbessert werden.

Inzwischen sind dringende Reparaturarbeiten am Ofen entweder schon ausgeführt oder geplant: Am 15. und 16.8. haben Kurt Becker und Arnold Schneider das Ofendach (Gichtbühne) bis auf die Schälstangen abgedeckt, mit Teichfolie bespannt, Maschendraht aufgenagelt und wieder mit Brasen zugedeckt. Dadurch soll einer schnellen Fäulnis der Eichen-Schälstangen vorgebeugt werden.

Die Ofen-Innenwand und der Ofen-Boden sind beim Verhüttungsversuch wieder ziemlich stark beschädigt worden. Es muss also eine erneute Auskleidung und Ausmauerung des Ofens stattfinden.

Näheres zum 2. Verhüttungsversuch siehe hier.

10. Öffentlichkeitsarbeit

Auch im Wirtschaftsjahr 2001 ist der Haubergsbetrieb von zahlreichen Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit begleitet gewesen:

  1. Es fanden insgesamt 44 Führungen mit 1131 Personen statt. 22 Führungen wurden durch Angehörige des Forstamtes Hilchenbach, 12 durch Bedienstete oder ehem. Bedienstete des FA Siegen geleitet. Bei den Gästen des Haubergs handelt es sich um 520 Schüler von Grund- und Behindertenschulen (46%), 20 Kindergartenkinder (2 %), 89 Studenten (8%) 114 Mitglieder von öff. Einrichtungen (Gemeinden, Ämter,Kirchen, 10 %),113 Land- und Forstwirte einschl. Forstl. Nachwuchs (10 %) und 88 Mitglieder sonstiger interessierter Gruppen (8 %). Zu über 56 % kommt also die Öffentlichkeitsarbeit im Hauberg jungen Menschen zugute.
  2. Nicht offiziell erfaßt ist die Vielzahl von Besuchern während des Meilerbetriebs sowie des Latèneofens. Schließlich muß die unbekannte, aber sicher nicht geringe Zahl von Interessierten erwähnt werden, die den Hauberg zwischendurch aufsuchen und durchwandern.
  3. Die Gespräche mit dem Siegerland-Museum wurden fortgesetzt. Bei der Museumsleitung besteht grundsätzliche Bereitschaft zur Umgestaltung und Erweiterung der Haubergstube. Man erbittet hierbei die weitere Unterstützung des AK Historischer Hauberg und der Waldgenossenschaft Fellinghausen. Die Finanzierung der Maßnahme ist allerdings noch nicht sichergestellt. Inzwischen wurde das Museum mit 5 Schanzen, einer kleinen Lohbürde und etwas Haubergskorn beliefert. Weitere Unterstützung bei der Beschaffung von Ausstellungstücken wurde zugesagt.
  4. Die im Vorjahr eingerichtete Haubergs-Seite im Internet (www.hauberg.onlinehome.de) erfreut sich großer Beliebtheit, wie die zahlreichen Besuche (367) und Eintragungen im Gästebuch (8) zeigen (Stand 5.9.01).
  5. Eine wichtige Maßnahme im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit im Historischen Hauberg war die Erstellung eines Faltblattes über den Latèneofen. Von dem Faltblatt wurden 7000 Stück gedruckt. Die Kosten für 5000 Stück übernahm die NRW-Stiftung Naturschutz, Kultur- und Heimatpflege in Düsseldorf. 2000 Stück hat der Kreis Siegen-Wittgenstein finanziert.
  6. In Arbeit ist die Erstellung einer Erläuterungstafel zum Latèneofen. Erstellung der Texte, Auswahl der Abbildungen und Gliederung der Tafel sind abgeschlossen. Ein günstiges Angebot einer einschlägigen Herstellerfirma liegt vor. Danach kosten 2 Tafeln (1 Tafel Reserve) inkl. MWSt 1418.68 DM. Die Herstellung des Tragegestells aus Holz wird ca. 1000,- DM kosten (konkretes Angebot liegt noch nicht vor). Hinzu kommen Kosten für fotografische Vergrößerungen zur Montage auf dem Schild in Höhe von ca. 50,- DM und Aufstellungskosten in Höhe von ca. 200,- DM, sodass die Gesamt-Herstellungskosten etwa 2670,- DM betragen werden. Aus der Bewilligung der NRW-Stiftung stehen nach Abzug der Kosten für das Latènefaltblatt noch 3262,- DM zur Verfügung, sodass die Kosten der Hinweistafel gedeckt sind.
  7. Das Faltblatt zum Latèneofen ist als Beginn einer Reihe weiterer Faltblätter mit ähnlichem Aussehen und ähnlichem Aufbau konzipiert. Als nächstes Faltblatt dieser Reihe soll eine Information über die Haubergs-Köhlerei erstellt werden. Dabei sollen die langjährigen Erfahrungen der Fellinghäuser Köhlergruppe verarbeitet werden, die Heinz Katz zusammengetragen hat. Die Finanzierung des Vorhabens ist von der NRW-Stiftung zugesagt.

11. Sonstiges

Am 6. Juni 2001 fand nach einem Waldbegang der Vertragsbeteiligten im Fellinghäuser Hauberg die Unterzeichnung eines Anschlussvertrages zum auslaufenden Haubergsvertrag im Schloss Junkernhees statt.

Der neue Vertrag hat wiederum eine Laufzeit von 10 Jahren, bezieht nunmehr den Meilerbetrieb und die Gatterung der Schlagflächen ein, enthält verminderte jährliche Vertragsflächen und etwas verbesserte Entgelte für einige Haubergsarbeiten. Anwesend waren der Vorstand der WG Fellinghausen, ein Vertreter der Höheren Forstbehörde Westfalen-Lippe, ein Vertreter des Umweltministeriums in Düsseldorf, mehrere Vertreter des Forstamtes Hilchenbach, der Bürgermeister und der Kulturdezernent der Stadt Kreuztal sowie mehrere Mitglieder des Arbeitskreises Historischer Hauberg und Vertreter der Medien, welche anschließend über den Vorgang ausführlich berichteten.

Ein tabellarischer Rückblick auf die ersten 10 Vertragsjahre ist diesem Bericht beigefügt.

Im Wirtschaftsjahr 2001 fanden 2 Sitzungen des Arbeitskreises Historischer Hauberg statt (2.2. und 7.9.), beide in den Räumen des Forstamtes Siegen.


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